Angeblich schlafen Babys ja vor allem am Anfang unglaublich viel. Und während das für manche Babys auch bestimmt richtig ist, fällt es doch ganz vielen anderen Babys unglaublich schwer. Der Übergang in den Schlaf kann schwierig sein und Einschlafrituale helfen dabei, dass das Schlafen dann doch noch ganz gut klappt.
Abendliche Einschlafrituale werden dann schwierig, wenn unterschiedliche Bedürfnisse aufeinanderprallen: Mamas und Papas Bedürfnis nach Ruhe und etwas Entspannung am Abend stoßen auf Babys und Kleinkinder, die nicht oder nicht so schnell ohne Hilfe einschlafen können. Wenn dann noch Kinder im unterschiedlichen Alter zu verschiedenen Zeitpunkten in eigenen Betten einschlafen sollen, ist der Abend – seien wir mal ehrlich – so gut wie gelaufen!
Alle Kinder im Familienbett in den Schlaf zu begleiten kann da schonmal der erste Schritt sein, um vielleicht doch noch ein klitzekleines bisschen abendliche „Freizeit“ zu erhalten.
Einschlafrituale für Babys, Kleinkinder und Kinder
- Kuscheln
Ja, es kann so einfach und schlicht sein. Gemeinsam im Familienbett zu liegen kann das einzige Ritual sein, dass Babys und Kleinkinder anfangs brauchen. In manchen Familien haben sich Rückenstreicheln, Händchen halten oder ähnliches fest etabliert. Das wirkt zuverlässig und meist so beruhigend, dass auch die begleitenden Eltern direkt ein wenig mit einnicken.
Seien wir ehrlich: Das ist am Anfang auch total ok. Der Haushalt kann nicht weglaufen, die Arbeit auch nicht. Aber Schlaf mit frischem Baby ist unglaublich kostbar. - Einschlafstillen und Einschlaf-Flasche geben
Vor allem mit Baby im ersten Jahr ist Einschlafstillen meist das einfachste Ritual – und das, das immer wieder diskutiert wird. Dabei ist es kuschelig, gibt Nähe und Geborgenheit in einem – und Mama kann, wenn sie mag – auch am Handy scrollen oder sich selbst ein leises Hörbuch anmachen.
Die Angst davor, dass Babys „niemals“ ohne Stillen (oder Flasche) einschlafen könnten, ist immer noch ziemlich verbreitet. Aber ganz ehrlich: Sie können das durchaus, irgendwann. Es dauert nur vielleicht viel länger, als medizinisches Fachpersonal oder die Freundin der Nachbarin es für gut befinden. Und wenn es jetzt gerade gut klappt, lässt es sich irgendwann später immer noch durch ein anderes Einschlafritual ersetzen. Nämlich dann, wenn es die veränderten Bedürfnisse von Mama/Papa oder Kind erfordern. - Vorlesen
Der Klassiker, der vor allem bei etwas größeren Kleinkindern dazu führt, dass sich abends gemeinsam ins Familienbett gekuschelt wird. Und zwar gerne! Je älter die Kinder werden, desto eher lassen sich längere Geschichten in Kapitel aufteilen. Für Babys ist der beruhigende Tonfall entscheidend, Kleinkinder lieben meist die Wiederholung. Das heißt auch: Wochen- und Monatelang das immer gleiche Buch vorlesen.
Gedämpfte Beleuchtung, ruhige Stimmung sind sehr hilfreich, um das einschlafen zu erleichtern. Bilderbücher und elektronische Bücher mit lustigen Tierstimmen usw. sind eher weniger hilfreich, ganz im Gegenteil… - Hörbücher und Hörspiele
Einschlafrituale funktionieren nur, wenn sie auch für die Eltern tragbar sind. Wer selbst einfach nicht gerne vorliest, für den ist das kein passendes Ritual. Hörspiele und Hörbücher mit beruhigender Stimmlage dagegen – wer mag sie nicht? Eben!
Kleinere Kinder wollen oft gern noch kuscheln, im Arm gehalten werden – und dann beim zuhören einschlafen. Größeren Kleinkindern und Schulkindern langt das Ritual des Hörbuchs oft auch alleine. Aber: gemeinsam das nächste Hörspiel auszusuchen und ein paar Minuten beim Einstieg zuhören ist trotzdem schön. - Nachtlichter
Nein, starke Beleuchtung ist natürlich eher weniger gut zum einschlafen geeignet. Aber vor allem kleinere Kinder mögen es, wenn der Schlafraum wenigstens leicht beleuchtet ist. Und auch für Mamas und Papas kann es beruhigend sein, zwischendurch kurz einen sanft beleuchteten Blick aufs schlafende Kind werfen zu können!
Deshalb ist das gemeinsame Anknipsen vom Nachtlicht Teil des abendlichen Rituals. Vorher alle Rollos runterzulassen und der Welt „gute Nacht“ zu sagen, kann den Übergang auch etwas erleichtern.
Pro-Tipp: Schnelle Farbwechsel halten wach und „lustige“ Tierwesen oder Sternenhimmel, die als Projektionen an die Decke geworfen werden, auch. Wir haben es simpel gehalten und ein gedämpftes Licht verwendet, ohne jeden Schnick-Schnack. - Abendliches Baden
Runde neun Monate im Fruchtwasser hinterlassen in uns allen ihre Spuren: So gut wie jeder entspannt sich in körperwarmem Wasser. Ergänzen wir das ganze noch mit beruhigenden Düften wie Lavendel, dann fällt das Einschlafen viel leichter.
Im besten Falle sollte das baden abends zwar nicht sehr lange dauern und ruhig ablaufen – aber größere Kinder drehen da gern nochmal richtig auf und „toben“ durchs Wasser. Und das ist total ok, weil so die ganze Energie in einem Rutsch verbraucht wird – und dann klappt das auch leichter mit dem Einschlafen. - Kuscheltiere!
Bei Babys gilt natürlich, dass eine sichere Schlafumgebung möglichst frei von Kuscheltieren, Nestchen usw. sein sollte. Aber Kinder werden größer und ihr Wunsch, ihre liebsten Kuscheltiere mit ins Bett zu nehmen, der wächst oft mit. In manchen Familien entsteht deshalb dieses Ritual: Kind und Kuscheltier werden gemeinsam zugedeckt. Manche Kuscheltiere sind Rudeltiere und nehmen ziemlich viel Raum ein – dann müssen alle mit ins Bett und auch alle zugedeckt werden. Oder namentlich begrüßt und verabschiedet werden.
Hier gibt es seit Jahren den „Jonti“, mittlerweile in vierter Ausführung. Handgenäht begleitet er eins meiner Kinder seit seiner Geburt in den Schlaf. - Tagesabschluss besprechen
Das ist jetzt eher für größere Kleinkinder oder Schulkinder gedacht: Besprecht den Tag zusammen. Was war das Tollste? Wovor hatten die Kinder Angst? Worauf freuen sie sich in den kommenden Tagen? Solche kleinen Reflektionsgespräche stärken die Bindung aller Familienmitglieder zueinander. Und sie helfen auch dabei, schwierige Tage leichter loszulassen und zu verarbeiten.
Pro-Tipp: „Wie war dein Tag“ ist genauso wenig geeignet wie „Wie war die Schule“, weil es nicht zum nachdenken und erzählen einlädt. Die klassische Antwort darauf lautet fast immer: Gut!
Denkt euch konkrete, individuelle Fragen aus: „Was hat dich heut richtig zum Lachen gebracht?“ oder „Was würde dein Kuscheltier heut Nacht seinen Freunden über deinen Tag erzählen?“. - Lüften und Düfte
Klingt komisch, nicht wahr? Aber stickige, trockene Luft kann ziemlich vom Einschlafen abhalten. Das geht nicht nur uns Erwachsenen so, sondern auch Kindern. Deshalb: Immer nochmal kurz vor dem ins Bett gehen gut durchlüften, alle Fenster aufreißen und – solange es draußen kalt ist – solange ins warme Bett einkuscheln.
Wer mag, kann Luftbefeuchter mit oder ohne Aroma-Beduftung zusätzlich nutzen, wenn die Luftfeuchtigkeit im Familienschlafzimmer zu wünschen lässt. Mindestens 55 Prozent sollten es sein, oft ist es aber weniger, vor allem in neueren Gebäuden. Dann fällt das Atmen schwerer und das mit dem einschlafen dauert und dauert… - Zeitrahmen setzen
Ja, das klingt jetzt seltsam, aber die nicht-Planbarkeit abendlicher Einschlafrituale stresst viele Eltern. Mich auch! Und so werde ich ungeduldig und zappelig – und zögere das einschlafen meiner Kinder noch weiter hinaus. Dabei möchte ich sie begleiten und gleichzeitig endlich mit den anderen Dingen anfangen, die jeden Abend auf mich warten und nicht einfach verschwinden, weil meine Jungs mal wieder länger zum einschlafen brauchen.
Wie genau der Zeitrahmen gesetzt ist und wie strikt man das nun angeht, ist ziemlich individuell. Bei Babys, die trotz aller Rituale abends ewig brauchen, ist das einschlafen im Bett vielleicht einfach noch nix. Dann steht wieder auf und nehmt das Baby mit auf die Couch!
Später lässt sich das beim Vorlesen oder Hörbuch-hören gut mit „ein Bilderbuch“ oder „zwei Kapitel“ eingrenzen. Und noch später kann dann „Aber in 20min machst du bitte das Licht aus“ folgen.
Bei allen Vorzügen, die verlässliche Rituale bieten: Sie sollten nicht starr Punkt für Punkt abgearbeitet werden. Einschlafrituale dürfen sich verändern und daran anpassen, wie sich Familien ändern. Von einem Kind im eigenen Bett über zwei im Familienschlafzimmer, vom gemeinsamen ins-Bett-bringen bis zum abendlichen „Schlaf schön!“ ohne jede Begleitung darf und kann alles dabei sein.
Wichtig ist wohl vor allem: Wer sich geborgen, sicher und gut behütet fühlt, schläft gut. Auch dann, wenn das mit dem Einschlafen-können vielleicht lange schwierig war. Denn jedes Kind kann schlafen, aber die wenigsten können es allein. Und das sollten sie auch nicht müssen, wenn sie es nicht selbst wollen.